Die Hochebene von Lasithi – mehr als die Zeushöhle

Ein Ausflug zur Hochebene von Lasithi lohnt sich nicht nur wegen eines Besuches der Zeushöhle. Auch wegen vieler weiterer Sehenswürdigkeiten ist das Plateau ein Touristenmagnet. Die Hochebene ist auch ein wichtiges Zentrum der Landwirtschaft für die Region.

Aber auch die vielen interessanten Angebote an handwerklichen Arbeiten und landwirtschaftlicher Produkte in den Dörfern lohnen einen Besuch. Ebenso machen viele familiengeführte Tavernen jeden Ausflug auch zu einem kulinarischen Erlebnis.

Nicht zu vergessen sind die interessante Landschaft und die wechselvolle Geschichte des Plateaus. Gerade sie üben einen besonderen Reiz auf den Besucher aus. So sind Überreste der Monokairos Mühlen aus byzantinischer und venezianischer Zeit interessante technische Denkmale.

Ein kleiner Steckbrief zur Hochebene von Lasithi

In einer Höhe von 850 Metern über den Meeresspiegel erstreckt sich die Hochebene von Lasithi auf einer Fläche von 130 km2. Sie wird eingerahmt von den Felsmassiven des Diktigebirges. Die grauen Hänge der Berge bilden einen scharfen Kontrast zum satten Grün der Ebene. Und die 21 Dörfer mit ihren weißen Häusern bilden einen Ring um die landwirtschaftlichen Nutzflächen im Zentrum. Dieser Teil der Ebene ist heute auch das Hauptanbaugebiet für Kartoffeln und Gemüse.

Die guten landwirtschaftlichen Erträge auf dem Plateau lassen sich auf einige wesentliche Faktoren zurückführen. Erstens ist dies das gute Klima und die geschützte Lage der Hochebene. Zum Zweiten weist die Hochebene einen fruchtbaren Ackerboden auf. Und ein dritter Faktor sind die geradezu optimalen Bewässerungsbedingungen. 

Im Frühjahr sammelt sich das Wasser der Schneeschmelze von den umliegenden Bergen im Zentralteil der Ebene. Dadurch werden die Ackerflächen in jedem Frühjahr überflutet. Jedoch versickert das Wasser meist schnell und sammelt sich in weiten, unterirdischen Kalksandsteinkavernen. Von hier aus wird das Wasser zur Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen an die Oberfläche gepumpt. Diese Aufgabe erfüllten in der Vergangenheit Pumpen, die von unzähligen Windmühlen angetrieben wurden. Deswegen waren diese Windmühlen auch lange Zeit das Markenzeichen der Hochebene.

Aber heute findet man nur noch vereinzelt solche Windmühlen. Ihre Aufgaben bei der Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen werden nun primär durch Motorpumpen übernommen.

Eine der wenigen noch erhaltenen Windmühlen zur Bewässerung der Flächen – einst Symbol für einen Touristenmagneten und für ein Zentrum der Landwirtschaft

Neben der Landwirtschaft bietet die Hochebene aber auch viele weitere touristische Anziehungspunkte. Wer das ursprüngliche Kreta entdecken möchte, sollte sich eine Fahrt durch die Dörfer der Hochebene nicht entgehen lassen. Die traditionelle Lebensweise, die Kunst und Kultur des kretischen Volkes und seine Gastfreundschaft der Kreter kann man gerade hier erleben.

Etwas vom urspünglichen Kreta

In vielen Dörfern bieten die Bewohner vor ihren Häusern handgemachte Stickereien, handgewebte Teppiche und auch Keramiken an. Und fast immer hat der Besucher die Möglichkeit, den Frauen des Hauses bei der Anfertigung der Arbeiten zuzusehen. Viele Familien verfügen noch heute über Webstühle, die keinerlei maschinellen Antrieb besitzen. Doch die Frauen bedienen sie mit einer hohen Kunstfertigkeit. So erkennt der Besucher schnell, wieviel Fleiß und Aufwand in diesen kleinen Kunstwerken steckt. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten präsentieren die Bewohner vor und in ihren Häusern. Da finden wir farbenfrohe und wunderschöne Tischdecken, Teppiche, Bettvorlagen, Holzschnitzereien, Keramiken und vieles mehr.

Wer ein wirkliches Erinnerungsstück von Kreta erwerben möchte, der sollte diese kleinen familiären Verkaufsausstellungen in den Dörfern der Hochebene besuchen. Denn gerade bei solchen Besuchen kommen sehr schnell herzliche Kontakte zu den Bewohnern zustande. Die Verständigung aus einem Gemisch von englisch, deutsch und etwas griechisch ist zwar nicht immer ganz einfach. Doch Dank der Herzlichkeit der Bewohner entwickelt sich in den meisten Fällen schnell eine sehr angenehme Atmosphäre.

Handwerkliche Artikel werden von den Bewohnern der Hochebene in und vor ihren Häusern angeboten – ein wichtiger Aspekt für den Touristenmagneten Lasithi-Hochebene

Mit Bedauern haben wir in den letzten Jahren aber festgestellt, dass diese Form des Verkaufes leicht rückläufig ist. Dafür konnten wir bei unseren letzten Besuchen große Verkaufseinrichtungen am Rand der Hochebene entdecken. Doch in diesen werden überwiegend alle möglichen Arten von Souvenirs. verramscht. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Konsumtempel nicht die ursprüngliche Form und die persönlichen Angebote durch die Bewohner der Hochebene verdrängen werden.

Traditionelle Handwerkskünste und kretische Traditionen erleben

Eine andere Möglichkeit kretische Traditionen und traditionelle Handwerkskünste kennenzulernen bietet der Eco-Parks Lasinthos. Dieser Eco-Park hat sich die Bewahrung und Wiederbelebung traditioneller kretischer Handwerkskünste auf seine Fahnen geschrieben.

Auf engstem Raum findet der Besucher hier Arbeitsstätten verschiedener Handwerker. So kann man die traditionellen Arbeitsweisen direkt bei den Handwerkern erleben. Von der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte bis zu Töpferei und Holzbearbeitung ist hier alles vertreten. Die Besucher erfahren, wie aus den Oliven das wertvolle Öl gepresst wird. Aber auch das Brennen von Raki kann der Besucher hier erleben.

Im Innenhof kann man traditionelle kretische Handwerkskunst unmittelbar erleben

Natürlich gehört zum Park auch der Verkauf der hier hergestellten Produkte. Und den Besuchern, die auf dem Plateau übernachten wollen, bietet der Park schöne und geschmackvolle Übernachtungsmöglichkeiten auf seinem Gelände.

Gemütliche Tavernen – Zeit zum Relaxen

Ein Erlebnis bei einer Fahrt durch die Dörfer der Hochebene von Lasithi ist der Besuch einer der landesüblichen Tavernen. Entlang der Strecke finden wir eine Vielzahl dieser kleinen, sehr gemütlichen und urigen Tavernen. Diese überwiegend familiengeführten Tavernen  tragen wesentlich dazu bei, dass das Lasithi-Plateau heute ein bedeutender Touristenmagnet ist. Wichtige Qualitätsmerkmale sind dabei nicht nur die schmackhaften Gerichte aus der kretischen und griechischen Küche. Dazu gehören auch die Freundlichkeit und Herzlichkeit, mit welcher der Gast bewirtet wird. Dem Personal dieser Tavernen kann man ansehen, mit welcher Freude sie ihre Arbeit verrichten.

Unsere Lieblingstaverne – „By Milos“

Wir hatten bereits vor vielen Jahren „unsere“ ganz persönliche Lieblingstaverne entdeckt – By Milos. Diese Taverne, die etwas außerhalb gelegen war, hatten wir bei einer unserer Rundfahrten mehr zufällig entdeckt. Von einem kleinen Mauerwerk umzäunt fand der Besucher ausschließlich im Freien unter einem großen Sonnenschutz oder im Schatten der Bäume Platz.

Der Wirt thronte, wie ein Fels in der Brandung, am Eingang der Taverne und bediente einen großen Holzkohlegrill. Er begrüßte jeden Gast persönlich, wie einen alten Freund, den man lange nicht gesehen hat. Die Frau des Hauses bewerkstelligte nicht nur die Küche, sondern auch die Bedienung der Gäste.

Keine Speisekarten – wie geht das?

In dieser Taverne konnten wir bei unseren ersten Besuchen noch eine alte griechische Tradition im Gastgewerbe kennen lernen. Für die Auswahl der Gerichte standen keine Speisekarten zur Verfügung. Vielmehr wurde der Gast höflich in die Küche gebeten, wo man sich die Speisen aus Töpfen und Pfannen aussuchen und zusammenstellen konnte. Dabei waren wir immer wieder erstaunt, welche reichhaltige Auswahl an griechischen und kretischen Spezialitäten die verhältnismäßig kleine Küche für die Gäste bereithält. Hier bekam das Sprichwort „Das Auge ist mit“ wirkliche Bedeutung. Leider findet man diese Form der Auswahl und Zusammenstellung der Gerichte auch in der griechischen Gastronomie nur noch ganz selten.  Auch bei Milos hatten letztlich Speisekarten Einzug gehalten.

Das Ende einer Taverne

Leider mussten wir vor einigen Jahren feststellen, dass die Taverne By Milos geschlossen hatte. Von Nachbarn konnten wir erfahren, dass die Frau des Hauses, die uns mit ihrem unermüdlichen Fleiß, ihrer Flinkheit und Herzlichkeit immer wieder höchsten Respekt abverlangt hatte, schwer erkrankt war. Auch daran mussten wir denken, wenn in den Zeiten der Krise von einigen unserer Landsleute über die angeblich „faulen Griechen“ hergezogen wurde.

Bei unseren Ausflügen auf das Plateau haben wir inzwischen andere, sehr gute Tavernen gefunden. Aber die angenehmen Stunden bei Milos und seiner Frau bleiben eine schöne Erinnerung. Gleichwohl eine Rast in einer der Tavernen auf dem Plateau ist für uns jedes Mal ein Muss, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen.

Windmühlen der Byzantiner

Nach dem wir uns auf so angenehme Art und Weise gestärkt haben, verlassen wir die Hochebene wieder. Für unsere Rückfahrt wählen wir aber eine andere Route über den westlichen Ausgang der Hochebene und die Straße in Richtung Heraklion.

An der Ausfahrt der Hochebene stoßen wir auf weitere Zeugen der Vergangenheit. Es sind Überreste von Windmühlen. Allerdings handelte es sich hierbei um sogenannte fixe Windmühlen. Im Gegensatz zu den Windmühlen auf der Ebene bestand ihre Aufgabe nicht im Antrieb von Pumpen, sondern tatsächlich im Mahlen vor Getreide.

Überreste von Getreidemühlen aus byzantinischer Zeit am nord-westlichen Ausgang der Hochebene von Lasithi

Die Bauweise der Windmühlen – sogenannte Monokairos Mühlen – ist so ausgelegt, dass sie fest an die Hauptwindrichtung ausgerichtet sind. Hier ist dies die nordwestliche Richtung aus welcher der Meltemi weht.

Die Geschichte dieser Windmühlen reicht bis in die byzantinische Epoche zurück. Später in der venezianischen Epoche wuchs die Bedeutung der Hochebene als landwirtschaftliches Zentrum. Dabei hatte der Getreideanbau einen wichtigen Platz. Infolgedessen nahm auch die Anzahl dieser Mühlen stark zu. So wuchs ihre Anzahl allein am nordwestlichen Grad des Plateaus auf 27. Heute sind hier noch die Überreste von 24 solcher Mühlen zu finden.

Eine Vielzahl interessanter Informationen zu dieser Thematik und zur Geschichte des Plateaus findet der Besucher in einem kleinen Museum. Dieses befindet sich an der Ausfahrt des Plateus, unmittelbar bei den Windmühlen und sein Besuch ist nur zu empfehlen.

Frische Produkte vom Erzeuger

Nach diesem kurzen Zwischenstopp setzen wir unsere Rückfahrt vom Plateau fort. Eine solche Rückfahrt war und ist für uns immer mit einem Halt in einem der kleinen Bergdörfer entlang der Abfahrt verbunden. Viele Bewohner dieser Dörfer bieten vor ihren Häusern oder an geeigneten Parkgelegenheiten ganz frische Erzeugnisse an.  

Da kann man nicht nur den wunderbaren kretischen Honig erwerben. Das besondere Aroma dieses Honigs resultiert aus der einzigartigen Flora in den Bergen Kretas. Die Bienen finden hier viele seltene Kräuter und Pflanzen vor. Kräuter, die heute nur noch auf Kreta beheimatet sind und denen heilsame Wirkungen nachgesagt werden.

Aber nicht nur der Honig lohnt den Halt. Auch die frischen Orangen, eingelegte Oliven oder auch ein hausgebrannter kretischer Raki lohnen einen Kauf.

Diese kleinen Stopps und die Kontakte zu den Bewohnern verbinden wir mit unseren Besuchen auf der Hochebene von Lassithi. Einem Landstrich, den wir bei unseren Aufenthalten auf Kreta regelmäßig besucht haben. Und von jedem dieser Besuche kehrten wir mit vielen neuen, schönen und bleibenden Eindrücken zurück.

Zum Glück müssen wir heute nicht mehr ein Jahr warten, um gute kretische Produkte zu erwerben. Das Internet hat es heute ermöglicht schnell zuverlässige Händler zu finden, welche kretische Produkte Online vertreiben.

2 Gedanken zu „Die Hochebene von Lasithi ein Touristenmagnet“
  1. Moin Hub, schöner Artikel. Ich finde aber nicht das die (gesamte) Lassíthi-Ebene ein Touristenmagnet ist. Das Ziel der Besucher ist die sogenannte Zeus-Höhle und eventuell noch ein Tavernenbesuch – das war es dannn auch schon. Danach geht es zurück an die Nordküste.
    Einst waren sie das Wahrzeichen und der Stolz der Lassíthi-Ebene in Ostkreta: mehr als zwölftausend Windmühlen zur Bewässerung der Felder. Bis in die 1970er Jahre hinein war die große kretische Lassíthi-Ebene nicht nur als mythischer Geburtsort des Göttervaters Zeus, sondern vor allem auch für ihre zahllosen Windmühlen bekannt, die sie mit ihren weißen Segeln wie eine riesige Blumenwiese aussehen ließen. Die Mühlen dienten als Wasserpumpen für die Felder. Diese frühzeitige ökologische wie auch ökonomische Nutzung der Windenergie wurde aber vom technischen Fortschritt verdrängt. Dieselpumpen und der Ausbau des Bewässerungsnetzes übernahmen weitgehend ihre Rolle.
    Noch in den 1970er Jahren wurden die meisten Pumpen genutzt; Metallgestelle hatten die ursprünglichen Holzkonstruktionen ersetzt. Eine Bestandsaufnahme vor rund einem Jahr ergab, dass noch etwa 4.000 dieser Mühlen vorhanden sind, wenn auch meistens außer Betrieb und in schlechtem Zustand. Lediglich rund 150 sollen noch dem ursprünglichen Zweck dienen
    Die windbetriebenen Wasserpumpen verdankten ihre Existenz dem örtlichen Tüftler Emnouil Papadakis, genannt „Spirtokoutis“ (1860-1913).
    Der 1860 im Dorf Psýchro auf der Hochebene geborene Zimmermann soll sein erstes Windrad um 1890 gebaut haben. Anfang 2018 wurden beim Dorf Ágios Geórgios die Übreste einer solchen alten hölzernen Pumpmühle gefunden, die möglicherweise sogar von Papadakis oder einem seiner Söhne stammen könnte.
    Im 2. Weltkrieg, während der Deutschen Besatzung, hatte Manolis Bandouvas, ein Kapetanios (Anführer) einer der größten Andartes-Gruppen (Partisanengruppe) auf Kreta. Sein Versteck auf einer der Hochebenen auf der Lassíthi-Ebene. Auch Patrick Leigh Fermor, der den Widerstand im Osten Kretas leitete, unterhielt mehrere Quartiere in dieser Region. 1943 gelang es ihm, den italienischen General Angelo Carta heimlich über die Berge zur Küste zu führen, von wo aus er nach Kairo gebracht wurde.
    Tipps für die Lassíthi-Ebene:
    Als Basis für Ausflüge in dieser Ecke von Kreta bietet sich der Ort Mochós zwischen Stális und der Lassíthi-Ebene sehr gut an. Von Mochós zur Lassíthi-Ebene sind es 13km.
    Über Mochós geht es in das schöne Dorf Krási. Krási (=Wein)mit der größten und ältesten Platane von Kreta und dem dem venezianisches Quellhaus (Megali Vrysi). Es gibt auch 2 urige Kafenia in Krási. In der Umgebung von Krási gibt es einige schöne Wandermöglichkeiten.
    Ein sehr schöner Ausflug auf der Lassíthi-Ebene ist die Wanderung von der Nisimos Hochebene zum Berg Karfi mit den Resten der Minoischen Siedlung Karfi, 1.100 v. Chr.
    Schön sind auch die Embasa Schlucht und die Roza Schlucht.
    Kurz nach Krási kommt der sehr beeindruckende Seli Ambelos Pass (Seli Ambelou) mit den vielen alten Windmühlen aus Stein. Sicherlich einmalig in Europa.
    Empfehlen würde ich für die Lassíthi-Ebene, die Wander Karte Mt. Dikti – Mt. Selena 11.15, 1:35.000 von Anavasi.
    Ta Leme, kv

    1. Hallo Kokkinos, Danke auch für Deine Informationen zur Hochebene. Ursprünglich hatte ich eine Seite über die Hochebene geplant, gemeinsam mit der „Kinderstube“ des Zeus“. Allerdings wäre die viel zu lang geworden. Eine Seite über die deutsche Besatzung der Insel habe ich noch auf der Agenda. Da werden neben Kandanos Viannos u.a. auch die Geschichten um die Gruppe von Patrick Leigh und die Entführung von Kreipe eine Rolle spielen. Aber das wird noch etwas dauern. Bis dahin

      herzliche Grüße

      Ulli

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert