Wie wir nach Kreta kamen

Unsere lange Freundschaft mit der Trauminsel Kreta hat eine eigene Geschichte. Nach einem völlig verregneten Urlaub in Südfrankreich im Vorjahr wollten meine Frau und ich 1995 unseren Urlaub an einem Ort verbringen, an dem mit größtmöglicher Sicherheit ein schönes Urlaubswetter und ein Urlaub zu erschwinglichen Preisen zu erwarten war. Unter diesem Aspekt fiel unsere Wahl wohl eher ein wenig zufällig auf Kreta. Beim Blättern in den Reiseprospekten haben wir schließlich Agios Nikolaos zu unserem Reiseziel auserkoren.

Vorbereitung auf eine lange Freundschaft

Abgesehen vor sehr rudimentären und doch arg verschütteten Geschichts- und Geographiekenntnissen aus längst zurückliegenden Schulzeiten war damit unser Wissen über Kreta schon fast vollständig beschrieben. So hatten wir uns in Vorbereitung auf den Urlaub einen kleinen Reiseführer über Kreta und einen Sprachführer zugelegt. Wir hatten es uns nämlich zur Gewohnheit gemacht, nicht ohne ein minimales Grundwissen in andere Länder zu reisen. Nach unseren Erfahrung kann man Missverständnissen und möglichen Enttäuschungen vorbeugen, wenn man vorher etwas über Land und Leute weiß.

Mit dem kleinen Sprachführer und einer zugehörigen Tonbandkassette haben wir den Versuch unternommen, zumindest einige Worte neugriechisch zu erlernen.  Die wenigsten Gastgeber in unseren Urlaubsländern erwarten von ihren Gästen die Beherrschung der Landessprache. In den meisten Fällen empfinden Sie es aber als eine Art Wertschätzung, wenn der Gast zumindest einige Floskeln und seien es auch nur Begrüßungen und Danksagungen in der jeweiligen Sprache vorbringen kann. 

Auch erinnerte ich mich in Vorbereitung auf den Urlaub daran, dass seit einigen Jahren in meinem Bücherregal der Alexis Sorbas vor sich hinschlummerte und darauf wartete, wieder einmal gelesen zu werden.

Anreise mit Überraschungen

So vorbereitet waren wir auch schon richtig neugierig und voller Erwartungen als wir unsere Reise an einem Samstag Anfang Juni 1995 vom Flughafen Berlin-Schönefeld aus antraten. Wegen „Staus auf den Luftstraßen“ über Griechenland konnten wir unseren Flug nicht wie geplant gegen Mittag antreten. So mussten wir bis kurz nach 18:00 Uhr auf unseren Start warten. Dadurch landeten wir erst kurz nach 22:00 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen in Heraklion. Unser erster Kontakt mit der Trauminsel Kreta und der Beginn einer langen Freundschaft.

Mit viel Aufmerksamkeit wurden wir von unserem Reiseveranstalter empfangen und zu unserem Bus begleitet. Die nun folgende Fahrt von Heraklion nach Agios Nikolaos führte uns durch die lebhaften Urlaubsorte Chersonissos und Malia mit dem fröhlichen und ausgelassenen Treiben in Bars und Tavernen. Schließlich lehrte sich unser Bus bis nur noch meine Frau und ich als letzte Passagiere übriggeblieben waren. Endlich erreichten wir Agios Nikolaos, fuhren durch die Stadt und verließen den Stadtkern wieder, um auf einer sehr kleinen und etwas spärlich beleuchteten Straße unserem Ziel zuzusteuern. Das war der Augenblick, an dem meine Frau sorgenvoll daran dachte, an welch abgelegenen Ort es uns wohl verschlagen haben mag.  Nach einer kurzen sehr steilen Auffahrt hielten wir vor dem Eingang des Hotels Miramare – es war zwischenzeitlich 00:30 Uhr. Aber was uns dann bei unserer Ankunft und in der Folgezeit erwartete übertraf unsere kühnsten Erwartungen.

„Unser Hotel“

Am Eingang wurden wir sofort von einem älteren, sehr freundlichen Nachtportier in Empfang genommen, der sich ganz rührend um uns kümmerte. Selbst zu dieser späten Stunde wollte er, speziell für uns noch einen Imbiss anrichten. Und das obwohl Küche und Keller bereits geschlossen hatten. Die Herzlichkeit und Wärme mit der wir hier empfangen wurden, ging weit über das geschäftliche Interesse von Hotelangestellten an ihre Gäste hinaus. Dies war wohl ein erster und prägender Eindruck von diesem Land und seinen Menschen. So hatte dieser Angestellte unseres Hotel, einen Grundstein für eine lange Freundschaft gelegt. Was uns an diesem Abend ein wenig ratlos und verlegen zurückließ, sollte uns noch sehr oft auf der Insel begegnen.

Auch ahnten wir an diesem Abend noch nicht, dass wir in den kommenden Jahren eine beeindruckende Entwicklung unseres Hotels erleben sollten. Eine Entwicklung von einem kleinen familiären Hotel hin zu einem Hotelkomplex, der keine Wünsche offenlässt. Das betrifft nicht nur eine große Auswahl von Zimmern, Bungalows und Suiten der verschiedenen Preisklassen. Ebenso gilt dies für Freizeitangebote vom Fitnessraum, über den Tennisplatz bis zu einem kleinen Amphitheater.

Der Golf von Mirabello

Da wir bei unserer nächtlichen Anreise von der Umgebung des Hotels kaum etwas mitbekommen hatten, betraten wir am nächsten Morgen voller Neugier die Terrasse unseres Zimmers. Der Anblick, der uns nun erwartete, übertraf unsere Vorstellungen um ein Vielfaches. Es war unser erster visueller Eindruck von der Insel. Im hellen und warmen Licht eines ägäischen Sommermorgens erstreckte sich vor unseren Augen die Bucht von Mirabello in ihrer ganzen Schönheit. Das klare, tiefblaue Wasser der Bucht glitzerte wie mit tausenden Silberstücken besetzt in der Sonne. Rechter Hand erhob sich einem schlafenden Saurier gleich, eine lang gestreckte Bergkette in der für Kreta typischen Kargheit. Zur Linken konnten wir auf das Stadtbild von Agios Nikolaos blicken. Die weißen Häuser, die sich um einen kleinen Hügel schmiegten bildeten einen reizvollen Kontrast zum kräftigen Blau der Ägäis.

Als wir diese Bilder auf uns wirken ließen, ahnten wir noch nicht, dass wir auf der Terrasse unseres Zimmers noch viele weitere unvergessliche Eindrücke sammeln würden. Nicht nur dieses helle Licht eines Vormittags, auch die langsam verschwindende Sonne hinter den Bergen sollten uns unvergesslich bleiben. Ebenso die lauen Nächte auf „unserer Terrasse“ mit einem leichten und angenehmen Wind blieben in Erinnerung.

Erlebnisse auf der Trauminsel Kreta

So wussten wir an diesem Morgen noch nichts von dem besonderen Reiz einer fünftausendjährigen Geschichte. Einer Geschichte, der man praktisch auf Schritt und Tritt begegnen kann. Wir hatten keine Vorstellungen von dem Zauber, der sich aus der einmaligen Mischung der steinernen Zeugen der Vergangenheit mit der griechischen Mythologie ergibt. Einem Zauber dem man beim Besuch der großen Ausgrabungen immer wieder erliegt.

Uns standen noch viele unvergessliche Erlebnisse bevor. Erlebnisse, die wir bei unseren Fahrten mit dem Mietwagen in die Berge und abseits der Touristenzentren gewinnen sollten. Eindrücke die uns die Insel und ihre Bewohner näherbringen sollten.

Die besondere Affinität der Kreter zu Musik und Tanz, ihre Fähigkeit, darüber die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle zum Ausdruck zu bringen sollten wir erst noch erfahren.

All das lag an diesem Morgen noch vor uns. Vor uns lag ein Urlaub, aus dem wir anders zurückkehrten sollten, als von allen bisherigen Reisen. Ein Urlaub, der in uns immer wieder den Wunsch zur Rückkehr auf dieses Eiland wecken sollte. Aber zunächst wollten wir den Urlaub damit beginnen die Stadt unserer Gastgeber kennenzulernen. So machten wir uns zu unserem ersten Stadtbummel nach Agios Nikolaos auf. In eine Stadt, die wir bald als unsere zweite Heimat bezeichnen sollten.

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